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Buddhist.
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Inspiratoren und Vorgeschichte
Die Gründung von Kômyôji geht auf die Initiative
des österreichischen Philosophen und Religionswissenschaftlers Volker
Zotz zurück, der die Leitlinien des Projekts
von 1981 bis 1994 in Wien und Kyôto entwickelte. Inspirationen
zu diesem Projekt stammten von Lama
Anagarika Govinda (1898-1985), dessen Schüler Volker Zotz von 1972 bis zu Govindas Tod 1985 war.
Der in Indien lebende Anagarika Govinda stand in der geistigen
Erneuerungsbewegung seines Lehrers, des tibetischen Mystikers
Tomo Geshe Ngawang Kalzang. Dieser wollte die Errungenschaften
der spirituellen und philosophischen Kultur seiner Heimat
mit allen dafür offenen Menschen ungeachtet ihrer Nationalität
und Religion teilen.
Anagarika Govinda sah sich in diesem Sinn als "Bürger
zweier Welten", des christlichen Abendlands und des buddhistischen und Asien. Durch sein Werk strebte er einen
"Brückenschlag zwischen diesen beiden Welten"
an, der "andere anregt, die Brücke in beiden Richtungen
zu überqueren. In keinem Fall aber soll es irgend jemanden
veranlassen, von der einen Seite zur anderen zu konvertieren.
Es soll vielmehr andere ermutigen, die Forschungen, mit denen
ich mich befaßte, fortzusetzen - nicht um einer Endlösung
willen, sondern allein aus der Freude, die jenem Gefühl
und jener inneren Gewißheit entspringt, daß dem
geistigen Entdeckungsdrang eines schöpferischen Lebens
kein Ende gesetzt ist und daß der Akt des Fortschreitens
seinen eigenen Lohn in sich trägt."
Diese Worte Anagarika Govindas wurden zu einem der richtungweisenden
Leitmotive für Kômyôji: Geistige Begegnungen
des Abendlandes mit Asien sollen hier ohne vorbestimmten Zweck
um ihrer selbst willen erfolgen. Statt so genannter Bekehrungen
oder vordergründigem Nutzen geht es um eine fortschreitende
multikulturelle Bildung und die kreativen Impulse, die daraus
für das individuelle und soziale Leben entspringen. Wesentliche
Anregungen für das Projekt kamen in diesem Sinn gleichfalls
von Ernst Pagenstecher (1913-1984).
Unter den ersten europäischen Schülern Anagarika
Govindas fand sich seit 1952 Harry Pieper (1907-1978), der
auch eine tiefe Auseinandersetzung mit Jôdo Shinshû
vollzog, der Tradition des japanischen Meisters Shinran (1172-1263), der die Entfaltung des Buddhismus als transkulturellen
Prozess von Indien über China nach Japan sah. Harry Pieper,
der intensiven Kontakt mit dem Fürsten Kôshô
Ohtani pflegte, dem Patriarchen des Honpa Hongwanji in Kyôto
(Japan) und direkten Nachkommen Shinrans in der 23. Generation,
machte Volker Zotz in den siebziger Jahren mit dieser Tradition
vertraut. Hieraus erfolgten weitere Impulse für die Gründung
von Kômyôji.
Institutionen im Vorfeld des heutigen Kômyôji
waren seit 1982 die Lehrstätte Ârya Maitreya
Vihâra in Wien, an der regelmäßig Vorträge
und intensive Seminare zu Inhalten buddhistischer Traditionen
stattfanden, und die den gleichen Inhalten gewidmete Zeitschrift Damaru. Beide wurden mit der Gründung in Kômyôji
übergeführt. Das 1992 in Wien konstituierte Buddhistische Seminar fungierte als Träger der konzeptionellen und organisatorischen Vorarbeiten zur Gründung von Kômyôji.
Die Gründung
Offiziell wurde Kômyôji am 7. August 1994 gegründet.
Der Festakt fand in Wien unter Mitwirkung des Fürsten
Kôshô Ohtani statt. Zur Gründung unterstützte
ein Komitee aus Persönlichkeiten des geistigen Lebens
Japans das Projekt und entwickelte die Idee, als europäische
Zentrale für Kômyôji im Osten Österreichs
ein Gebäude im Stil eines ostasiatischen Tempels zu errichten:
Asaeda, Zensho (Professor der Ryukoku Universität, Kyôto)
Asuka Kanritsu (Abt emeritus des Zenkô-Tempels, Takaoka)
Doki Keisai (Abt emeritus des Senpuku-Tempels, Takaoka)
Eri Kokei Yasunori (buddhistischer Bildhauer in Kyôto)
Hasama Masami (Abt in Miya)
Inagaki Hisao (Professor der Ryukoku Universität, Kyôto)
Ishida, Hoyu (Professor der University of Shiga Prefecture)
Izutsu Gafu (Rektor der Seian Art University)
Kaneko Akira (Abt des Sankô-Tempels, Kaizuka)
Kawamura Kakusho (Abt des Hôrin-Tempels, Professor der
Kyôto-Sangyo University)
Nasu Nobuo (Abt des Enkyû-Tempels, Inukami, Shiga)
Nishi Hojun (Priester des Sairen-Tempels, Shimonoseki)
Nose Zuimoku (Chefredakteur der Zeitschrift Hôrai, Hikone)
Sasaki Esho (Professor der Kyôto Women's University)
Shigaraki Takamaro (Rektor der Ryukoku Universität, Kyôto)
Shimada Kazumaro (Abt der Jôkyô-Tempels, Nara)
Sonoda Kôyu (Professor der Kansai-Universität)
In seiner Ansprache bei der Besichtigung des in Aussicht
genommenen Bauplatzes im Anschluss an den Gründungsakt
erklärte Volker Zotz:
"Kômyôji soll eine Institution der Begegnung
werden. Ost und West, religiöse Traditionen, Wissenschaft
und Spiritualität, Ideen und Menschen sollen einander
treffen, herausfordern und bereichern."
Entwicklung
Von den Gründungsimpulsen ausgehend entwickelte sich
Kômyôji zu einer Initiative für den interkulturellen
philosophischen und religiösen Dialog. Kômyôji
widmet sich durch Veranstaltungen und andere Aktivitäten
der Begegnung mit bedeutenden Traditionen Süd- und Ostasiens,
insbesondere dem Konfuzianismus, Buddhismus, Daoismus, Shintoismus
und den spirituellen Überlieferungen Indiens. Kômyôji
regt Forschungen zu den genannten Traditionen an und vermittelt
die Ergebnisse in inhaltlichen wie praktischen Schulungen.
Das Errichten eines Studienzentrums wurde zunächst zugunsten
der Idee zurückgestellt, die Inhalte einem breiteren
Personenkreis auf Basis von Studienmaterial zugänglich
zu machen, das unabhängig vom Ort bearbeitet werden kann.
Hier wurden umfangreiche Programme zur Lehre des Buddha und
Aspekten des Mahâyâna erarbeitet. Mittelfristig
soll die Idee des größeren Studienzentrums verwirklicht
werden.
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Lama Anagarika
Govinda

Harry Pieper und
Fürst Kôshô Ohtani

Fürst Kôshô
Ohtani, Lady Yoshiko Ohtani und Volker Zotz 1994 auf dem in
Aussicht genommenen Bauplatz
 Ein Gebäude
im klassischen Stil als Zentrum
 Erster Entwurf
für die Gestaltung der Kômyôji-Anlage |